Autoneum hat seinen Umsatz in Lokalwährungen 2022 um 8.5% gesteigert. In Schweizer Fran-ken nahm der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 6.1% auf 1 804.5 Mio. CHF zu, was vor allem auf inflationsbedingte Kompensationen zurückzuführen ist. Trotz Herausforderungen durch Inflation und andauernder Stop-and-Go-Produktion ist es Autoneum gelungen, eine EBIT-Marge von 2.0% und ein positives Konzernergebnis von 10.9 Mio. CHF zu erreichen. Ange-sichts des geringen Konzernergebnisses beantragt der Verwaltungsrat, für das Geschäftsjahr 2022 auf eine Dividende zu verzichten. Ausgehend von einem Abschluss der Borgers-Akquisition per Ende März erwartet Autoneum für 2023 einen Umsatz von 2.4 bis 2.5 Mrd. CHF und eine EBIT-Marge von 3.5 bis 4.5% sowie einen Free Cashflow im höheren zweistelligen Millionenbereich.
2021 stand erneut im Zeichen globaler Herausforderungen. Der weltweite Halbleitermangel dämpfte die Marktentwicklung in der Automobilbranche. Bei annähernd gleichem Produktionsvolumen war das Jahr 2021 operativ noch anspruchsvoller als 2020; Engpässe in der Lieferkette führten das ganze Jahr über zu kurzfristigen und ungeplanten Produktionsausfällen bei Fahrzeugherstellern. Aufgrund der eng vernetzten Fertigungsabläufe kam es deshalb auch bei Autoneum zu häufigen Unterbrechungen der Produktion. Steigende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten stellten weitere Herausforderungen dar.
2022 war für die Automobilzulieferindustrie das dritte herausfordernde Jahr in Folge und zugleich das anspruchsvollste. Die starken Schwankungen der Produktionsvolumen aufgrund von Engpäs-sen in der Versorgungskette der Fahrzeughersteller setzten sich 2022 fort. Sie wurden in Europa durch den Krieg in der Ukraine und in China, dem wichtigsten asiatischen Markt von Autoneum, durch coronabedingte Lockdowns noch verschärft. Hinzu kam eine Verteuerung der Energie- und Rohstoffpreise mit einer Inflationsentwicklung, wie wir sie die letzten 40 Jahre nicht mehr erlebt haben. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen ist es Autoneum gelungen, ein positives Konzernergebnis zu erreichen und einen soliden Free Cashflow von 57.3 Mio. CHF zu generieren. Dies werten wir in Anbetracht der Herausforderungen als Erfolg.
Mit der im Januar 2023 angekündigten Übernahme des Automotive-Geschäfts von Borgers macht Autoneum einen wichtigen strategischen Schritt und baut seine globale Markt- und Technologie-führerschaft mit nachhaltigen und leichtgewichtigen Akustik- und Wärmemanagementlösungen für Fahrzeuge weiter aus. Die Produkte und Technologien von Borgers ergänzen das Angebot von Autoneum in idealer Weise. Die globale Präsenz von Autoneum bietet mittelfristig weitere Umsatz-potenziale für profitables Wachstum mit dem bisher vor allem in Europa positionierten Produkt-portfolio von Borgers. Dank der mit den Kunden neu verhandelten Liefervereinbarungen soll sich die Transaktion trotz der geplanten Kapitalerhöhung im Betrag von rund 100 Mio. CHF von Beginn an positiv auf das Ergebnis pro Aktie auswirken.
Umsatzzunahme dank inflationsbedingter Kompensationen
Die weltweite Automobilproduktion verzeichnete im Gesamtjahr 2022 mit 82.4 Mio. produzierten Fahrzeugen (2021: 77.2 Mio. Fahrzeuge) und einem Wachstum von 6.7% erstmals seit zwei Jahren wieder einen deutlichen Anstieg, getrieben durch die Regionen Asien und Nordamerika.
Die Produktionsvolumen blieben jedoch weiterhin unter dem Niveau von 2019. Der Umsatz von Autoneum in Lokalwährungen nahm mit 8.5% deutlich zu, wobei dies im Wesentlichen auf inflationsbedingte Preisanpassungen zurückzuführen ist. In den Regionen Europa, Asien und Nordame-rika entwickelte sich das Produktionsvolumen von Autoneum unter dem Marktniveau. Der konsoli-dierte Umsatz in Schweizer Franken stieg aufgrund der Frankenstärke gegenüber dem Vorjahr leicht geringer um 6.1% auf 1 804.5 Mio. CHF (2021: 1 700.4 Mio. CHF).
Hohe Inflation und tiefere Produktionsvolumen belasten Konzernergebnis
Autoneum führte das gesamte Jahr hindurch konsequent Verhandlungen mit Kunden, um einen möglichst vollen Ausgleich für die steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie, Transport und Personal zu erhalten. Diese Verhandlungen zeigten insbesondere in der zweiten Jahreshälfte
entsprechende Ergebnisse, aber der volle Ausgleichseffekt in der Gewinn- und Verlustrechnung wird erst 2023 zum Tragen kommen. Hinzu kam ein ungünstiger Modell-Mix-Effekt: Das Wachstum wurde in Autoneums asiatischem Hauptmarkt China und teilweise auch in Europa vor allem durch Fahrzeugmodelle getrieben, die von Autoneum nur in geringem Umfang beliefert werden. Die tieferen Produktionsvolumen bei Autoneum führten in den generell margenstarken Regionen Asien und Europa zu deutlichen Umsatz- und Ergebniseinbussen, die durch das sehr gute Ergebnis in der Region SAMEA (Südamerika, Mittlerer Osten und Afrika) nicht ausgeglichen werden konnten.
Das EBIT verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 22.2 Mio. CHF auf 35.4 Mio. CHF (2021: 57.5 Mio. CHF) und die EBIT-Marge sank von 3.4% auf 2.0%, was insbesondere auf die geringeren EBIT-Beiträge der Business Groups Europe und Asia zurückzuführen ist. Das Konzernergebnis reduzierte sich um 19.2 Mio. CHF auf 10.9 Mio. CHF (2021: 30.1 Mio. CHF).
Der Free Cashflow erreichte im Geschäftsjahr 57.3 Mio. CHF und lag damit 13.8 Mio. CHF unter dem Vorjahr (2021: 71.1 Mio. CHF). Hauptgründe dafür waren das geringere Konzernergebnis und die höheren Investitionen ins Sachanlagevermögen, die im Vergleich zum Vorjahr um 5.5 Mio. CHF auf 39.7 Mio. CHF (2021: 34.1 Mio. CHF) anstiegen.
Die Nettoverschuldung (exklusive Leasingverbindlichkeiten) hatte sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert und betrug per 31. Dezember 2022 252.2 Mio. CHF (31. Dezember 2021: 251.4 Mio. CHF).
Die Eigenkapitalquote hat sich ebenfalls nur geringfügig verändert und betrug per Stichtag 29.4% (31. Dezember 2021: 30.0%), hauptsächlich beeinflusst durch direkt im Eigenkapital erfasste Währungsverluste, das reduzierte Konzernergebnis und Dividendenzahlungen.
Business Groups
In Lokalwährungen nahm der Umsatz der Business Group Europe um 2.7% zu, während die Produktionsvolumen der Fahrzeughersteller um 0.7% zurückgingen. Der Umsatz in Schweizer Franken verringerte sich beeinflusst durch negative Wechselkurseinflüsse um 20.3 Mio. CHF bzw. um 3.2% auf 616.6 Mio. CHF (2021: 636.9 Mio. CHF). Das Umsatzwachstum über Markt resultierte aus Infla-tionskompensationen, während das Produktionsvolumen der Business Group Europe deutlich unter dem Vorjahr lag. Die von Autoneum überwiegend belieferten Fahrzeugmodelle
haben sich schlechter entwickelt als der Marktdurchschnitt, weshalb Autoneum in dieser Region hinter der Marktentwicklung zurückblieb. Das EBIT sank um 26.5 Mio. CHF auf 5.8 Mio. CHF (2021: 32.2 Mio. CHF) bzw. von einer EBIT-Marge von 5.1% auf 0.9%. Ausschlaggebend für den Rückgang waren das reduzierte Produktionsvolumen, die Inflation und die höheren Energiekosten, die in Europa am stärksten gestiegen sind, sowie die anhaltende Stop-and-Go-Produktion von Fahrzeugherstellern infolge unterbrochener Lieferketten, welche die Steuerung der Produktionskapazitäten von Autoneum weiterhin erschwerten. Ferner entfiel ein im Vorjahr wirksamer positiver Einmaleffekt in der Höhe von 4.8 Mio. CHF.
Die Business Group North America steigerte ihren Umsatz in Lokalwährungen um 11.0%. Die Anzahl der produzierten Fahrzeuge nahm um 9.7% gegenüber dem Vorjahr zu. Dank positiver Wäh-rungseffekte wuchs der Umsatz in Schweizer Franken um 108.1 Mio. CHF (+15.7%) auf 795.1 Mio. CHF (2021: 687.0 Mio. CHF). Die Volumenentwicklung in Autoneums nordamerikani-schen Werken hat sich aufgrund der Zuordnung von Halbleitern zu den von Autoneum belieferten Fahrzeugmodellen gegenüber 2021 klar verbessert, unterstützt durch die im Vergleich zum Vorjahr höheren Produktionsvolumen bei amerikanischen und deutschen Automobilherstellern. Das EBIT bewegte sich mit –35.5 Mio. CHF auf dem Niveau des Vorjahres (2021: –37.5 Mio. CHF) bei einer leicht verbesserten EBIT-Marge von –4.5% (2021: –5.5%). Obwohl sich die Performance in der zweiten Jahreshälfte 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr verbessert hat, wurde die Gewinnschwel-le noch nicht erreicht. Einerseits belastete ein einmaliger negativer Sondereffekt in Höhe von 5.6 Mio. CHF in der ersten Jahreshälfte aufgrund eines in Not geratenen Zulieferers das Ergebnis. Andererseits wirkten sich die anhaltende Stop-and-Go-Produktion bei Kunden ebenso wie ein an-gespannter Arbeitsmarkt mit einem konjunkturbedingten Fachkräftemangel negativ auf die